Die Kirchen sind dagegen. Sie sehen in der gemeinsamen Bestattung von Mensch und Tier eine Grenzüberschreitung. Dennoch gibt es seit Mitte Juni in Koblenz und Essen die ersten beiden Friedhöfe, auf denen Mensch und Tier gemeinsam bestattet werden dürfen.

Tatsachen schaffen

Es ist ein offenes Geheimnis, dass Angehörige bei der Grabpflege nicht selten Herrchen oder Frauchen ihren tierischen Liebling ins Grab schmuggeln, sobald auch dieser verstorben ist. Dabei war die Mensch-Tier-Bestattung bislang gar nicht explizit verboten.  Aber eben auch nicht ausdrücklich erlaubt.

Nun ist es dank eines juristischen Winkelzuges zumindest in zwei deutschen Städten so weit: Hund, Katze, Maus und Co. dürfen ganz offiziell gemeinsam mit ihrem Herrchen begraben werden.

Einschränkungen und Regeln

Nach Auskunft der ARAG Experten erlaubt das deutsche Bestattungsrecht die gemeinsame Bestattung von Mensch und Tier, wenn die jeweilige Friedhofssatzung kein entsprechendes Verbot enthält. Zwar darf die Urne des Hautieres mit seinem Besitzer gemeinsam ins Grab, doch sowohl die Überführung als auch die Einäscherung müssen weiterhin streng getrennt nach Mensch und Tier erfolgen. Untersagt bleibt nach Angaben der ARAG Experten auch die Beisetzung tierischer Kadaver.

Selbst wenn es etwas gruselig klingt: Tote Tiere müssen nach wie vor verbrannt werden. Für eine gewünschte Rückführung von Tierasche ist eine Einäscherung in einem Kleintierkrematorium von Nöten. Eine Tierkörperbeseitigunganstalt verarbeitet die Tiere üblicherweise zu verschiedenen Produkten weiter. Nur die Reste aus diesem Prozess werden dann verbrannt.

Und es gilt natürlich, die Pietät zu wahren und zu respektieren, wenn es Menschen gibt, die sich keinen gemeinsamen Friedhof vorstellen können. In Essen geht der Betreiber es diesbezüglich ganz pragmatisch an: Er pflanzt eine Hecke zwischen "herkömmlichem" Menschenfriedhof und "innovativem" Mensch-Tier-Friedhof.  

Kosten für Tierbesitzer

Wie auch normale, haben gemeinsame Bestattungen ihren Preis: Ein Grab in Koblenz kostet ab 1.300 Euro. Abhängig ist der Preis von der Anzahl der Urnen, die in dem so genannten Freundschaftsgrab ihre Ruhe finden. Pro Grab sind insgesamt sechs Urnen möglich, davon maximal zwei Humanurnen. Der Vertrag wird für 15 oder 20 Jahre abgeschlossen.  

Skurrile Bestattungsformen

In vielen deutschen Haushalten stehen bereits Tier-Urnen, für deren letzte Ruhestätte es nun einen geeigneten Ort gibt. Vergleichsweise normal mutet die Mensch-Tierbestattung allerdings an, wenn man einen Blick nach Gelsenkirchen wirft. Dort können sich echte Schalke-Fans seit 2012 auf dem Schalke Fan Feld ab 2.800 Euro mit Blick auf das Stadion begraben lassen. Der Friedhof ist natürlich in Stadion-Form angelegt und mit blau-weißer Blütenpracht bepflanzt.

In England dürfen Fans ihre Asche sogar über dem Heiligen Rasen von Wembley verstreuen oder ihre Urne hinter der Torlinie bestatten lassen. Amerikaner können sich per Rakete ins Weltall befördern lassen. Dieser ‚Memorial Spaceflight‘ kostet zwischen 8.000 und 25.000 Euro. Angesichts dieser schrägen Praktiken dürften Tier-Mensch-Bestattungen recht normal erscheinen.

Ein Beitrag der ARAG SE
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